Grundlagen

Bäume besitzen die Fähigkeit zur statischen Kompensation. Sie sind in der Lage sich bei Veränderungen der Baumarchitektur und des Baumfeldes langsam an die vorherrschende Belastungen anzupassen. Ein Baum kann somit grundsätzlich als verkehrssicher eingestuft werden, wenn keine Schadsymptome erkennbar sind oder abrupte Eingriffe im Baumumfeld stattgefunden haben. Unvorhersehbare Schadensfälle, wie z. B. „ein natürlicher Astausbruch, für den vorher keine besonderen Anzeichen bestanden haben, gehört auch bei hierfür anfälligeren Baumarten grundsätzlich zu den naturgebundenen und daher hinzunehmenden Lebensrisiken“ (BGH Urteil von 2014 aus FLL 2020).

In der Fachliteratur finden sich eine Vielzahl von katalogartig aufgelisteten Schadsymptomen, die auf verminderte Stand- oder Bruchsicherheit hinweisen können (FLL 2020, Dujesiefken et al. 2019, Mattheck 2007). Solche Aufzählungen sind als Schulungsunterlagen hilfreich. Eine endgültige Bewertung der Verkehrssicherheit und des Entwicklungspotenzials eines Baumes kann jedoch in der Regel nicht anhand von isoliert betrachteten Defekten vorgenommen werden. Für diese Einschätzung ist eine umfassende Betrachtung unter Berücksichtigung der kompensierenden Reaktion des Baumes, Eigenheiten der Baumart und des Baumumfeldes unverzichtbar (Roloff 2015).

 

Quellen:

FLL 2020: Baumkontrollrichtlinien – Richtlinien zur Überprüfung der Verkehrssicherheit, Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V., 52 S.

Dujesiefken D., Jaskula, P., Kowol, T., Lichtenauer, A. 2019: Baumkontrolle unter Berücksichtigung der Baumart, Haymarket Media GmbH, Braunschweig, 320 S.

Mattheck, C. 2007: Aktualisierte Feldanleitung für Baumkontrollen mit Visual Tree Assessment, Forschungszentrum Karlsruhe GmbH, 170 S.

Roloff, A. 2015: Handbuch Bamdiagnostik – Baum-Körpersprache und Baum-Beurteilung, Eugen Ulmer GmbH, Stuttgart, 206 S.